Colditz/Rochlitz. Colditz und Rochlitz haben weitere Signalanlagen auf grün für die Reaktivierung der Muldentalbahn gestellt: Am Dienstag gaben die Bürgermeister der beiden Mulde-Kommunen, Robert Zillmann und Frank Dehne (beide parteilos), den Startschuss für das Sammeln von Unterschriften in der Bürgerschaft gegeben.

Wie berichtet, hatte Ende vergangenen Jahr Landrat Henry Graichen (CDU) zu einem ersten Lenkungsgruppentreffen eingeladen, an dem neben den beiden Bürgermeistern auch Vertreter der Landkreise Leipzig und Mittelsachsen, des Zweckverbandes für den Nahverkehrsraum Leipzig (ZVNL) sowie der sächsischen Staatsregierung teilnahmen. Im Ergebnis wurde ein Beschluss zur Erarbeitung eines betrieblich-technischen Konzeptes gefasst, auf dessen Grundlage die Investitionskosten detailliert erfasst und der Verkehr auf der Strecke simuliert werden kann. Parallel zu den Bemühungen der diversen politischen Gremien ist auch die Deutsche Bahn dabei, ihre stillgelegten Strecken hinsichtlich einer möglichen Reaktivierung zu untersuchen. Dem Unternehmen zufolge umfasst die Liste der Allianz pro Schiene und des Verbandes Deutscher Verkehrsunternehmen über 300 Reaktivierungsvorschläge aus Politik und Verbänden, seit zwei Jahren werde intensiv an einem Portfolio möglicher Streckenreaktivierungen gearbeitet, welches als Gesamtplan in diesem Jahr vorgestellt werden solle.

Auch weil man in den Rathäusern von Rochlitz und Colditz darum weiß, dass man die Bürgerinnen und Bürger bei diesem Prozess mitnehmen muss, wurde die Unterschriftenaktion initiiert. „Wir brauchen für dieses Projekt den Rückhalt aus der Bürgerschaft“, so der Colditzer Stadtchef Robert Zillmann. Es ginge nicht darum, mit einer Menge X an Unterschriften in Dresden vorstellig zu werden, sondern vielmehr darum, zu zeigen, dass die Menschen hinter der Reaktivierung der Muldentalbahn stehen. „Wir müssen gegenüber der Landesregierung auch vor dem Hintergrund der Diskussionen um das Klima das Thema Eisenbahn in den Fokus rücken“, ergänzt Zillmanns Rochlitzer Amtskollege. „Als der letzte Zug Im Jahr 2000 den Rochlitzer Bahnhof verließ, hatte die Eisenbahn gegenüber der Individualmobilität noch einen schweren Stand. 20 Jahre später haben sich die Vorzeichen grundlegend geändert, ist die Bahn ein zentraler Baustein in der Mobilitätswende“, so Frank Dehne.

Weil die Stadt Colditz fest an die Realisierungsmöglichkeiten des Bahnprojekts glaubt, hat sie im vergangenen Jahr auch die Suche nach einer innerstädtischen Örtlichkeit für einen zentralen Busbahnhof, der sogenannten „Verknüpfungsstelle“, für den Moment auf Eis gelegt. „Sollte das Bahnprojekt realisierbar sein, dann käme der Bahnhof nach Lage der Dinge als idealer Standort in Betracht“, so Zillmann, demzufolge die Unterschriftensammlung bis Ende des ersten Halbjahres laufen soll. „Zu diesem Zeitpunkt erwarten wir dann auch die Kostenschätzung für die Bahnreaktivierung. Mit dieser sowie der Unterstützung aus der Bevölkerung wollen wir dann in Dresden dafür werben, dass das Vorhaben umgesetzt wird.“ Komme es so, sei so gut wie sicher, dass im Anschluss auch eine Bestellung des Verkehrs auf der Strecke realisiert würde. „Der ZVNL würde die Verkehrsleistung Mitteldeutsches S-Bahn-Netz 2025-2037 mit der Option Großbothen-Colditz-Rochlitz ausschreiben“, nennt der Colditzer Rathauschef Details. Dies wiederum bedeute, dass, sobald die Strecke in Stand gesetzt sei, auch der Verkehr abgesichert sein werde.

Die Unterschriften liegen in Colditz im Edeka-Markt sowie vielen Geschäften der Innenstadt aus. Wer über Möglichkeiten verfügt, die Listen auszulegen, und dies auch tun möchte, wende sich bitte an eine der beiden Stadtverwaltungen unter info@colditz.de beziehungsweise info@rochlitz.de

 

FOTO Hermann Schmidt war der erste Colditzer, der sich im Edeka-Markt in die Unterschriftenlisten eintrug

Quelle Dietze Pressedienst LVZ